Die anderen Engel hielten
ebenso wie Big Boss, der von ihnen allen geachtete Chef der Truppe, in ihren
Bewegungen inne. In der plötzlich eintretenden Stille hätte man eine Wolke
atmen hören können!
Ein Raunen ging in dem
Moment durch die Reihen, als Big Boss die kurze Nachricht gelesen hatte,
aufsprang und in die Zentrale, von wo aus die Erdenbewohner und alle ihre Engel-Kollegen
überwacht wurden, stürmte. Luftikus wurde vor kurzem erst von Big Boss in böser
Vorahnung aus seinem wohlverdienten Urlaub auf Hawaii zurückgerufen und auf
einen ganz besonderen Fall angesetzt. Es musste ein wirklich böser Notfall sein,
Luftikus war der schnellste und beste Schutzengel, den sie überhaupt in ihren
Reihen hatten. Wenn dieser wirklich einmal einen Notruf absetzten musste …
Big Boss war inzwischen
in der Zentrale angekommen. „Schnell, schnell“, herrschte er den armen
Koordinato an, der zuständige Engel, welcher in der Zentrale die Notfälle
bearbeitete und dafür sorgte, dass die Rettungseinsätze reibungslos abliefen.
„Stell mir sofort Verbindungen per Kamera zur Zielperson und via Telefon zu
Luftikus her!“
So schnell es ging, tippte
Koordinato mit flinken Fingern auf seinen Tastaturen herum und tat, worum sein
Chef ihn gebeten hatte. Gemeinsam sahen sie auf die Bilder der Kamera, die
Honey verfolgte. Dies war die junge Frau, die Luftikus zurzeit betreuen sollte.
Gleich darauf hörten sie den armen Luftikus auch schon schluchzen: „Es tut mir leid,
Big Boss, so wahnsinnig furchtbar leid. Ich hab Honey aus den Augen verloren.
Dieser Harry fährt einfach viel zu schnell, der rast wie ein Irrer. Ich hoffe,
ihr passiert nichts …“
Inzwischen waren auch
einige der anderen Engel in die Zentrale gekommen und verfolgten ebenso
gespannt wie ihr Chef die erschreckenden Bilder auf dem Wolkenbildschirm. Ja,
dieser Wagen, in dem die süße Honey mit ihrem Versager-Freund Harry saß, war
wirklich verdammt schnell unterwegs. Und wie dieser Mistkerl fuhr …
Einige der Engel schauten
betreten zu Boden. Zu schrecklich war das, was sich auf dem Monitor abspielte. Big
Boss sah sich in seiner bösen Vorahnung bestätigt. „Versuche, durch das
Rosen-Tal abzukürzen, Luftikus. Es ist die einzige Chance, die du noch hast“,
rief Big Boss seinem Engel nach kurzer Überlegung hektisch zu. An seinem Hals
zeichnete sich deutlich die Halsvene ab, die seine große unterdrückte Wut
anschwellen ließ. Die Engel, die noch nicht zu Boden sahen, bemerkten, dass ihr
Chef weiß wie Schnee geworden war.
Wie in Trance starrte Big
Boss auf dem Bildschirm mit dem rasenden Auto. Auf einem weiteren sah man, wie
Luftikus in Höchstgeschwindigkeit, irgendwo an der Grenze zum Durchbrechen der
Schallmauer, seine Rennwolke durch die Lüfte jagte.
Ganz leise murmelte der
Boss vor sich hin: „Hoffentlich schafft er es. Wenn Luftikus es nicht schafft,
dann ist alles verloren!“
Das Flüstern, welches durch
die Reihen seiner Engel ging, nahm er nicht wahr.
„Muss ihm sehr am Herzen
liegen, die Kleine.“
„Er macht sich große Sorgen
um Honey.“
„So habe ich den Boss
noch nie erlebt!“
„Wer ist diese Honey
eigentlich?“
„Pfiffikus hat eben
gesagt, sie ist der letzte lebende, direkte Nachkomme vom Boss!“
Rums! Diese Nachricht
schlug wie eine Bombe ein. Mit großen Augen sahen sich die Engel gegenseitig
überrascht an. Bis auf Pfiffikus, der Klügste von ihnen, hatte tatsächlich niemand
gewusst, dass ihr Big Boss überhaupt Verwandte auf der Erde hatte. Dieser
starrte noch immer auf den Monitor, als er den armen Koordinato anbellte:
„Stell mir sofort eine Verbindung zu Luzifer, diesem Versager, her.“
Luzifer! Die Engel sahen
sich mit großen Augen total verblüfft an. Normalerweise mied Big Boss den
Kontakt zu Luzifer wie der Teufel das Weihwasser! Naja, so ähnlich jedenfalls. Diese
Honey musste ihm wirklich sehr wichtig sein. Sie hörten, ebenso gespannt wie
ihr Chef, über die Freisprechanlage, wie es bei dem Angerufenen läutete.