Donnerstag, 11. Januar 2024

Leseprobe: Himmelsfluch und Höllensegen

 


Sie saßen gerade beim Essen, die Engel der himmlischen Rettungswache, als die Alarmglocke schrillte. Gleich darauf flitzte Botes, der Botenengel, in den Raum. Aufgeregt rief er: „Big Boss, Big Boss, ein furchtbar wahnsinnig dringender Notruf von Luftikus!“

Die anderen Engel hielten ebenso wie Big Boss, der von ihnen allen geachtete Chef der Truppe, in ihren Bewegungen inne. In der plötzlich eintretenden Stille hätte man eine Wolke atmen hören können!

Ein Raunen ging in dem Moment durch die Reihen, als Big Boss die kurze Nachricht gelesen hatte, aufsprang und in die Zentrale, von wo aus die Erdenbewohner und alle ihre Engel-Kollegen überwacht wurden, stürmte. Luftikus wurde vor kurzem erst von Big Boss in böser Vorahnung aus seinem wohlverdienten Urlaub auf Hawaii zurückgerufen und auf einen ganz besonderen Fall angesetzt. Es musste ein wirklich böser Notfall sein, Luftikus war der schnellste und beste Schutzengel, den sie überhaupt in ihren Reihen hatten. Wenn dieser wirklich einmal einen Notruf absetzten musste …

Big Boss war inzwischen in der Zentrale angekommen. „Schnell, schnell“, herrschte er den armen Koordinato an, der zuständige Engel, welcher in der Zentrale die Notfälle bearbeitete und dafür sorgte, dass die Rettungseinsätze reibungslos abliefen. „Stell mir sofort Verbindungen per Kamera zur Zielperson und via Telefon zu Luftikus her!“

So schnell es ging, tippte Koordinato mit flinken Fingern auf seinen Tastaturen herum und tat, worum sein Chef ihn gebeten hatte. Gemeinsam sahen sie auf die Bilder der Kamera, die Honey verfolgte. Dies war die junge Frau, die Luftikus zurzeit betreuen sollte. Gleich darauf hörten sie den armen Luftikus auch schon schluchzen: „Es tut mir leid, Big Boss, so wahnsinnig furchtbar leid. Ich hab Honey aus den Augen verloren. Dieser Harry fährt einfach viel zu schnell, der rast wie ein Irrer. Ich hoffe, ihr passiert nichts …“

Inzwischen waren auch einige der anderen Engel in die Zentrale gekommen und verfolgten ebenso gespannt wie ihr Chef die erschreckenden Bilder auf dem Wolkenbildschirm. Ja, dieser Wagen, in dem die süße Honey mit ihrem Versager-Freund Harry saß, war wirklich verdammt schnell unterwegs. Und wie dieser Mistkerl fuhr …

Einige der Engel schauten betreten zu Boden. Zu schrecklich war das, was sich auf dem Monitor abspielte. Big Boss sah sich in seiner bösen Vorahnung bestätigt. „Versuche, durch das Rosen-Tal abzukürzen, Luftikus. Es ist die einzige Chance, die du noch hast“, rief Big Boss seinem Engel nach kurzer Überlegung hektisch zu. An seinem Hals zeichnete sich deutlich die Halsvene ab, die seine große unterdrückte Wut anschwellen ließ. Die Engel, die noch nicht zu Boden sahen, bemerkten, dass ihr Chef weiß wie Schnee geworden war.

Wie in Trance starrte Big Boss auf dem Bildschirm mit dem rasenden Auto. Auf einem weiteren sah man, wie Luftikus in Höchstgeschwindigkeit, irgendwo an der Grenze zum Durchbrechen der Schallmauer, seine Rennwolke durch die Lüfte jagte.

Ganz leise murmelte der Boss vor sich hin: „Hoffentlich schafft er es. Wenn Luftikus es nicht schafft, dann ist alles verloren!“

Das Flüstern, welches durch die Reihen seiner Engel ging, nahm er nicht wahr.

„Muss ihm sehr am Herzen liegen, die Kleine.“

„Er macht sich große Sorgen um Honey.“

„So habe ich den Boss noch nie erlebt!“

„Wer ist diese Honey eigentlich?“

„Pfiffikus hat eben gesagt, sie ist der letzte lebende, direkte Nachkomme vom Boss!“

Rums! Diese Nachricht schlug wie eine Bombe ein. Mit großen Augen sahen sich die Engel gegenseitig überrascht an. Bis auf Pfiffikus, der Klügste von ihnen, hatte tatsächlich niemand gewusst, dass ihr Big Boss überhaupt Verwandte auf der Erde hatte. Dieser starrte noch immer auf den Monitor, als er den armen Koordinato anbellte: „Stell mir sofort eine Verbindung zu Luzifer, diesem Versager, her.“

Luzifer! Die Engel sahen sich mit großen Augen total verblüfft an. Normalerweise mied Big Boss den Kontakt zu Luzifer wie der Teufel das Weihwasser! Naja, so ähnlich jedenfalls. Diese Honey musste ihm wirklich sehr wichtig sein. Sie hörten, ebenso gespannt wie ihr Chef, über die Freisprechanlage, wie es bei dem Angerufenen läutete.

Mittwoch, 13. Juli 2022

Sommerliche Auszeit


Vom 25.7.22 - 15.8.22

werde ich eine kleine Sommerauszeit nehmen.

Wer ab Mitte August ein Korrektorat/Lektorat
benötigt, melde sich bitte noch vorher.
Euch allen einen schönen Sommer!


Samstag, 12. März 2022

Update!

 Nach und nach sind meine älteren Romane als E-Book nun auch bei Thalia, Weltbild, Hugendubel, Meyersche, Osiander, bücher.de, eBook.de u.s.w. erhältlich. 

Zudem sind sie nach und nach über Skoobe lesbar und für Büchereien in der Onleihe erhältlich. 

Bisher stehen zur Verfügung: 




Leseprobe: Von Liebe verweht



Nie werde ich den Schock vergessen, als ich unterwegs war und der Anruf unseres Freundes Roland kam. „Scarlett, es tut mir so unendlich leid!“

Allein die Worte sorgten schon dafür, dass ich zu zittern begann und mir die Tränen die Wangen hinabliefen. Schreckliches schwante mir. „Die Ärzte konnten deiner Großmutter nicht mehr helfen.“
Erst kurz zuvor, noch früh am Morgen, hatte er mich informiert, dass meine Oma zu Hause infolge eines Schlaganfalls gestürzt war. Als ihr Notfallkontakt war er sofort zur Stelle und obwohl ich mich sofort auf den Weg gemacht hatte, kam ich zu spät.

Es kam völlig überraschend. Luise, die von allen nur Lu genannt wurde, war trotz ihrer sechsundachtzig Jahre so rüstig, wie ich sonst niemanden in diesem Alter bisher sah und mit der sprichwörtlichen Rossnatur gesegnet. Nie hatte sie jemand, der sie nicht kannte, älter als siebzig geschätzt. Roland besuchte sie ein, zweimal wöchentlich und nahm ihr die schwersten Arbeiten ab, weil ich dafür einfach zu weit weg lebte und mit der Familie und dem Job stark eingebunden war. Dafür kam Lu alle paar Wochen mit der Bahn für ein paar Tage zu uns. Diese Zeit genossen wir immer sehr.
Nur weil sie so fit war und aufgrund ihres gegebenen Versprechens, immer ihren Notrufknopf zu tragen, ließ ich ihr den Willen, allein auf dem alten, abseits in einem Tal gelegenen Gehöft zu leben.

Den Notfallknopf konnte sie sogar noch betätigen und das herbeigeeilte Rettungsteam brachte Oma Lu ins Krankenhaus. Allerdings konnten die Ärzte nichts mehr für sie tun.
Jetzt saß ich an ihrem Bett und hielt ihre kalte Hand und konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Dass ich zu spät kam, würde ich mir nie im Leben verzeihen.

Wieder und wieder strich ich über ihre Hand, während ich mit der anderen versuchte, den Strom meiner Tränen in einem Taschentuch einzufangen. Es war so schwer zu begreifen, wirkte Oma Luise doch nur, als würde sie schlafen. Sie sah so friedlich und entspannt aus. Ich hoffte sehr, dass es ein Zeichen dafür war, dass sie mit sich und der Welt im Reinen war.

Leicht hatten wir es nie gehabt, als ich bei meinen Großeltern aufwuchs und ich hing sehr an ihr, war sie doch die Einzige, die mir von meinen Ahnen geblieben war. Opa Gerhard, von allen nur Garry genannt, starb, kurz nachdem ich wegen meiner Ausbildung ausgezogen war. Meine Mutter wollte lieber das sehen, was Luise ‚die große weite Welt‘ nannte, nachdem sie ungeplant schwanger wurde. Meinen Vater hatte ich nie kennengelernt, niemand wusste, wer er ist.

Wieder erschütterte mich ein Weinkrampf. Erst als ich zusammenzuckte, weil ich eine Hand auf meiner Schulter spürte, bemerkte ich, dass Roland zu mir gekommen war.

„Lass es raus, Liebes. Das tut dir gut“, sprach er mit zittriger Stimme auf mich ein.

Ich schüttelte leicht den Kopf. „Ich kann es nicht glauben, obwohl …“ Dabei deutete ich mit der Hand auf Lu. „Warum? Sie war doch kerngesund und …“ Mir versagte die Stimme, als ich erneut in Tränen ausbrach.

Langsam stand ich auf und wandte mich Roland zu. Dieser schlang fest die Arme um mich und gab mir den Halt, den ich in diesem Moment so dringend benötigte. Dankbar schmiegte ich meinen Kopf an seine Brust und umklammerte den Mann, den ich früher oft liebevoll als ‚alten Brummbären‘ bezeichnet hatte. Seine feinfühlige, fürsorgliche Art versteckte er gerne unter einer rauen Schale und war mir jetzt ein Fels in der Brandung. Dass nun sogar ihm eine Träne über die Wange rann, zeigte, wie sehr er sich meiner Oma verbunden fühlte.

Lu nannte mich immer eine starke Frau. Von wegen stark. So schnell brach die Fassade zusammen, die ich in den letzten Jahren aufrecht erhalten musste. Für Lu und meine Kinder. Schwäche konnte ich mir einfach nicht erlauben. Dafür packte diese mich nun umso heftiger.

Mit einem Schlag hatte ich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Der ganze Raum schien plötzlich enger zu werden, mich zu bedrücken. Der Drang, hier raus zu müssen, wurde immer stärker. Mein Atem ging heftiger und das Herz schien meinen Brustkorb sprengen zu wollen.
Roland schien zu spüren, was sich in mir anbahnte. „Komm, lass uns gehen. Ich bin sicher, egal wo wir hingehen, sie bleibt bei uns.“

Ich nickte und rückte etwas von ihm ab. Dabei warf ich einen letzten Blick zu Luise und ließ mich schließlich von unserem Freund, der einen Arm um mich legte, aus dem Zimmer führen.

Erst als wir den langen Flur des Krankenhauses durchschritten, spürte ich, wie das beklemmende Gefühl langsam wich.

„Vielleicht solltest du die nächsten Tage bei uns bleiben. Da bist du wenigstens nicht allein“, schlug Roland mir vor. „So wie ich Tinka kenne, hat sie ohnehin schon das Gästezimmer vorbereitet.“ Ja, seine Schwester Katinka war durch und durch eine sich aufopfernde Frau, eine Mutter und Oma mit Leib und Seele.

„Meine Kinder. Ich muss erst sehen, ob meine Freundin nach ihnen schauen kann. Ansonsten …“

„Scarlett. Es ist schon sehr spät. Ohne wenigstens etwas geschlafen zu haben, solltest du nicht zurück fahren. Du bist sicher völlig erschöpft und der Weg ist weit. Davon ab sind deine Kinder schon groß und so wie ich sie kenne, sehr vernünftig. Die kommen bestimmt zur Not eine Nacht allein zurecht.“

Ganz unrecht hatte er nicht, doch trotzdem wandte ich ein: „Ja, schon, aber ich wäre beruhigter, wenn ich wüsste, dass Stine bei ihnen ist.“ Sofort begann ich in meiner Handtasche nach dem Handy zu wühlen. Daran hätte ich eigentlich schon viel früher denken sollen, doch tatsächlich war ich die langen Stunden auf der Autobahn mit den Gedanken nur bei Oma Luise.

Ich hatte Glück, schon nach dem ersten Klingeln hob meine Freundin ab. Kurz erklärte ich ihr meine Situation.
„Oh mein Gott“, brach es aus ihr heraus. „Das tut mir so unendlich leid, Liebes. Ich mache mich sofort auf den Weg zu den Kids. Du musst sicher einiges regeln, also lass dir ruhig Zeit dabei. Ich kann auch ein paar Tage bei ihnen bleiben, das ist wirklich kein Problem.“
Mir fiel ein Stein vom Herzen. „Danke. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich täte.“

„Brauchst du auch nicht zu wissen, dafür sind Freunde doch da.“

Beruhigt beendete ich das Gespräch. Auf Stine war Verlass und Fynn, mein fünfzehnjähriger Sohn, war schon sehr verantwortungsbewusst. Ich brauchte mir wirklich keine Sorgen zu machen. „Okay, ich komme mit“, wandte ich mich an Roland. Daraufhin hakte er mich unter und wir gingen zu meinem Auto.
Misstrauisch musterte er mich im Schein der Dämmerung. „Bitte, fahr mit mir. Du bist ganz zittrig, so solltest du nicht selbst fahren.“

Tatsächlich fiel mir erst jetzt auf, dass meine Hände immer wieder zitterten. Und als ich in mich ging, merkte ich auch, dass meine Knie weich wie Pudding waren. „Meine Tasche“, murmelte ich.

Prompt streckte mein Begleiter die geöffnete Hand zu mir. „Komm, gib mir den Schlüssel.“

Statt des Schlüssels hielt ich ihm gleich die ganze Tasche hin, denn nun begann ich am ganzen Körper zu zittern. Hastig schlang ich die Arme um meinen Oberkörper.
Rasch hatte Roland meine Tasche aus dem Fahrzeug genommen, hakte mich erneut unter und brachte mich zu seinem in die Jahre gekommenen Pickup. Dort öffnete er zuvorkommend die Beifahrertür und ich kletterte umständlich hinein.
Kaum hatte er sich hinter das Lenkrad geklemmt und den Wagen gestartet, drehte er die Heizung auf. „Kein Wunder, dass du so bibberst“, murmelte er dabei und musterte mich. „Mädchen, für die Jahreszeit bist du viel zu dünn angezogen.“

Gemächlich fuhr er zu seinem kleinen Hof, der am anderen Ende des Dorfes lag als das kleine Tal, in dem Lu gelebt hatte. Das Gehöft wirkte sehr gemütlich, als die beleuchteten Fenster in der nebligen Dunkelheit vor uns auftauchten. Kaum hatte er in der Nähe des Wohnhauses geparkt, öffnete Tinka schon die Tür, vor der ein helles Licht den Eingangsbereich beleuchtete. Sie schien, seit ich sie vor ein paar Jahren zum letzten Mal gesehen hatte, kein bisschen gealtert zu sein. Neben ihr stand ein großer, gescheckter Hund, der kurz und dunkel bellte, als Roland den Motor des Autos abstellte.
Als ich ausstieg und auf sie zu trat, kam sie, mit Tränen in den Augen, sofort zu mir und umarmte mich fest. „Es tut mir so leid, Liebes“, flüsterte sie mir stockend ins Ohr. „Wir werden sie sehr vermissen.“

Ich konnte nur schwach nicken, weil mich erneut die Trauer überwältigte und ich in Tränen ausbrach.

„Komm erst mal mit rein“, murmelte Tinka, nahm mir die Jacke ab und führte mich in die kleine Wohnstube. Dort bugsierte sie mich im Schein des Kaminfeuers zu einem riesigen Sessel, in dem ich fast versank, als ich mich hineinfallen ließ. Dann breitete sie eine dicke Decke über mir aus, um mich zu wärmen. Der Hund legte sich vor meine Füße und schaute mich aufmerksam an.

Roland setzte sich zu mir, während Tinka in der Küche verschwand. „Das ist übrigens Herr Müller“, stellte er mir den Bernhardiner vor. „Ich hoffe, du bist nicht allergisch oder so?“ Ich schüttelte kurz den Kopf.

Als Tinka zurückkam, stellte sie eine Tasse Tee, der leicht nach Lavendel duftete, und eine Zuckerdose vor mich und setzte sich neben ihren Bruder. Dabei sagte sie leise: „Scarlett … ich will ja nicht aufdringlich sein oder so. Aber vielleicht sollten wir heute Abend noch einen Bestatter kontaktieren. Ich weiß ja nicht, wie lange du hier bleiben willst oder wie lange es dauert, alles zu regeln. Daher …“

Ich nickte schwach. Daran hatte ich tatsächlich bisher nicht gedacht. Es schien, als hätte die Nachricht über Luises Tod mein Gehirn auf Sparflamme gesetzt. „Kennt ihr da jemanden? Ich bin schon so lange weg …“ Meine Stimme erstarb. Eigentlich hätte es sogar ‚viel zu lange weg‘ heißen müssen. Mein jüngster Sohn, der neunjährige Simon, war das letzte Mal vor dem Kindergarten hier gewesen. Unser letzter Besuch bei Lu.

Donnerstag, 23. Dezember 2021

Leseprobe: Verliebt in einen Berggeist

 




„Was? Du spinnst. Alter, das kannst du nicht machen! So habe ich mir das neue Jahr nicht vorgestellt.“ Ich zuckte kurz zusammen. Murat schaute mich verwundert an und sprang vom Stuhl auf. Aus seinen großen, fast schwarzen Augen konnte ich eindeutig ablesen, dass er mich am liebsten in die Psychiatrie gebracht hätte. Sofort und ohne Umwege.

„Was denn? Mein …“, ich dachte einen Moment nach. „Naja, also Uropas Bruder hat dort mit seiner Frau zeitweise auch gelebt. Zumindest im Sommer. Und Opa hat sie immer in Schuss gehalten. Bis vor ein paar Jahren war er mit Oma immer für ein paar Wochen im Sommer dort. Warum sollte ich also nicht dort wohnen?“
„Silvio! Die Hütte liegt dermaßen abseits von allem, dass sich dort nicht mal mehr Fuchs und Hase eine gute Nacht wünschen. Dort gibt’s doch höchstens noch Ungeziefer. Willst du dich davon ernähren?“ Mein bester Freund schüttelte ungläubig den Kopf.

Nun gut, irgendwie konnte ich ihn ja verstehen. Aber mal ehrlich, ich hatte von allem gerade ziemlich die Nase voll. Jahrelang hatte ich mir im Job für die Firma im wahrsten Sinne des Wortes den Arsch aufgerissen. Ich hatte echt gut verdient, bei einem nicht ausschweifenden Lebensstil sogar bequem ausgesorgt. Doch zum guten Schluss hatte ich es mit einem dicken, fetten Burnout-Syndrom bezahlt. Oder einfach gesagt: Ich war vollkommen fertig!
An der Stelle mischte sich Murats Frau Finja ein: „Also ich kann Silvio sehr gut verstehen. Um sich so richtig zu erholen, gibt es nichts Besseres als die Natur. Frische Luft und vollkommen ohne Stress. Und wo könnte man das hier schon haben?“  Dabei deutete sie aus dem Fenster auf die nächtliche, von künstlichen Lichtquellen überzogene Skyline von Frankfurt. Ein Hochhaus neben dem anderen war zu sehen.

„Verdammt, aber dazu muss er doch nicht irgendwo in die Alpen! Es gibt rundum genug andere schöne ländliche Gegenden. So richtig romantisch-kitschige Kuhdörfchen, in denen du dir ein Häuschen mit Hund und Katze suchen kannst und einem Schaf als Rasenmäher.“ Aufgebracht lief Murat in seiner Küche, wo wir gerade das gemeinsame Abendessen beendet hatten, hin und her.
„Hör mal“, bat ich ihn und strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ich brauch einfach eine Auszeit. Ich war früher oft mit den Großeltern in den Sommerferien dort. Die Ruhe da oben auf dem Berg ist einmalig. Und nein, die paar Berge dort sind noch lange nicht die Alpen. Und vor allem … ich liebe die Alm. Ich weiß genau, warum ich die schon vor Jahren überschrieben bekommen habe. Opa weiß ganz genau, dass meine Eltern sie sofort verkaufen würden. Und das wollte er nie.“ Ich schüttelte leicht den Kopf. „Und ich auch nicht!“

„Verkaufen!“, schnaubte er. „Um das Ding loszuwerden, müssten sie ja draufzahlen!“

„Ich hänge auch am Erbe meiner Großeltern“, mischte sich nun Finja wieder ein. „Und wenn ich an Silvios Stelle wäre, würde ich es sicher genauso machen!“
Es tat mir richtig gut, dass Finja mir den Rücken stärkte. Wenn ich auch bisher niemandem außer ihnen von meinen Plänen erzählt hatte, wusste ich, dass mich bald mehr Leute für verrückt erklären würden. 

„Ich werde ja vermutlich nicht ewig dort oben bleiben, aber die nächsten Jahre könnte ich mir das ganz gut vorstellen.“ Ich versuchte, meinen aufgebrachten Freund mit einer beruhigenden Handbewegung zu beschwichtigen und sah ihm fest in die Augen.

„Du hast dort weder Strom noch fließendes Wasser! Und überhaupt kannst du dort nur leben wie im Mittelalter. Willst du wie die Neandertaler auf offenem Feuer dein selbsterlegtes Essen kochen? Dich an einer Pfütze waschen und in dem Wald schei…“ Wenn er sich aufregte, fuchtelte mein Freund immer wild mit den Händen herum, sodass ich mir in dem Moment ein Lachen verbeißen musste.
„Murat!“, fauchte Finja ihn in dem Moment an und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Ich bin sicher, Silvio hat bereits konkrete Pläne, oder?“ Dabei sah sie zu mir herüber. „Nur weil er in die Wildnis geht, heißt das nicht, dass er ein Leben wie vor hunderten Jahren führen muss. Erzähl mal, wie hast du dir das vorgestellt?“, forderte sie mich mit nun wieder ruhiger Stimme auf, um gleich darauf den sie ungläubig anstarrenden Murat anzukeifen: „Und du hörst jetzt erstmal zu!“

„Natürlich habe ich mich zuerst mit der zuständigen Gemeinde in Verbindung gesetzt. Unter der Bedingung, dass ich ihnen ein anständiges Konzept vorlege, wie ich alles im Einklang mit der Umwelt umsetzen will und irgendwo offiziell eine feste Postanschrift habe, unter der man mich erreichen kann, würden sie mir eine Ausnahmegenehmigung erteilen. Daran arbeite ich gerade. Ich will einen Klärteich anlegen lassen für das anfallende Abwasser. Frisches Wasser bekomme ich aus dem Brunnen, aus dem Gebirgsbach und ich will Regenwasser sammeln. Dann beabsichtige ich, so eine Trockentoilette oder wie die heißen, zu bauen …“

„Eine … was?“ Murat riss ungläubig die Augen auf.

„Eine Art Donnerbalken mit Einsatz, der alles trennt. Flüssiges kommt in den Klärteich, der Rest kann, mit gut verrottendem Toilettenpapier, auf den Kompost“ erklärte ich ihm.

„Pfui Deibel. Aber wenn du …“

„Halt doch mal die Klappe“, fuhr ihm Finja nochmals ins Wort und fuchtelte mit der Hand in seine Richtung. „Erzähl weiter, Silvio.“

„Obst und Gemüse will ich mir einiges selbst anbauen. Ein paar Obstbäume und Sträucher gibt es schon, das ein oder andere will ich mir dazu pflanzen. Ansonsten will ich mir zweimal im Jahr alles anliefern lassen, was ich sonst so brauche und sich lange hält. Dazu Briketts zum Heizen, Kochen und für heißes Wasser. Ebenso will ich mir ein paar Hühner halten und fertig.“

Murat schaute mich noch immer ungläubig mit offenem Mund an. „Willst du dich aus der Schüssel waschen? Und ständig in schmutzigen Klamotten rumlaufen? Oder gleich ganz nackt rumrennen?“ Er schüttelte den Kopf. „Echt jetzt, Silv?“

„Meine Ur-Großeltern hatten bis zu ihrem Tod so einen Badezimmerofen. Unten Feuerstelle, oben Kessel. So einer kommt ins Bad, ebenso wie eine Badewanne. Ich will ja nicht leben wie ein Urzeitmensch. Ein bisschen Komfort will ich haben. In dem Ofen kann ich mir auch Wasser für so eine Campingwaschmaschine …“
„Waschmaschine? Wie willst du die ohne Strom benutzen?“, fiel er mir mit seinem nächsten Einwand ins Wort. Einen nicht ausreden zu lassen, war schon immer eine Macke von ihm. Das lag nicht nur an dieser Situation.

„Campingwaschmaschinen laufen ohne Strom. Funktioniert so ähnlich wie eine Salatschleuder“, erklärte ich ihm. „Alles rein, drehen, fertig.“

„Du sagtest eben, du müsstest alles so gut wie möglich im Einklang mit der Natur machen“, rief er aus. „Waschpulver im Klärteich hört sich nicht danach an!“

„Mensch Murat, es gibt gute Alternativen!“, stöhnte Finja auf. „Da helfe ich dir beim Suchen“, bot sie mir an. „Es gibt etliche Bücher, wie man Seife, Shampoo und all sowas ersetzen kann. Da finden wir bestimmt etwas.“

„Danke, das wäre echt super. Ich könnte deine Hilfe …“

Wieder mischte sich Murat ein, die Hände an den Kopf schlagend: „Unterstütz ihn nicht mit diesem Unsinn! Du hast dort oben nicht mal Strom. Was ist, wenn dir was passiert? Wenn du krank wirst oder so?“
„Du wirst lachen, es gibt da so handliche Geräte, die mit Solarenergie laufen. Damit kann ich mein Smartphone laden und für den Lappi wird so eins auch genügen. Dort oben ist sogar ein passables Mobilfunknetz! Und für alles andere gibt es Solarlampen.“

Mein Freund kam nicht mehr aus dem Kopfschütteln. „Du meinst das wirklich und wahrhaftig ernst“, stellte er fest und begann zu lachen. „Was machst du mit deiner Bude?“

„Vermieten.“

„Dein ganzes Zeug?“

„Die paar Möbel werden mitvermietet. Was ich an Kleidung und Inventar nicht auf der Alm brauche, kommt in den Second Hand Shop und den Rest lagere ich in dem Kellerraum, der zur Wohnung gehört.“ Das wäre recht wenig, mir lag nicht viel an materiellen Dingen.

Dann erkundigte sich Finja: „Was willst du eigentlich den ganzen Tag dort oben machen? Okay, erholen in erster Linie. Aber hast du keine Angst, dass dir langweilig wird?“

Ich zögerte einen Moment, um in mich hinein zu hören. „Ehrlich gesagt … nein. Davon abgesehen, werde ich immer etwas zu tun haben. Wenn zuerst einmal das Bad fertig und der Garten angelegt ist, meine ich. Neben Essen machen, Brot backen und meinen Garten pflegen, will ich endlich Zeit zum Schreiben haben. Ich habe tausende Ideen, die raus wollen, zig Texte, die ich schon ewig aus- und überarbeiten will. Das würde ich gerne mal in die Hand nehmen. Den Traum trage ich schon viel zu lange mit mir herum. Und im Sommer will ich das Zeug aus dem Garten so gut es geht konservieren für den Winter.“
„Aber warum gerade in der Wildnis?“, raufte Murat sich die Haare. „Das kannst du hier in der Nähe doch auch!“
Ich schüttelte den Kopf. „Hier würde mir dauernd jemand mit ‚Kannst du mal hier, könntest du mal da‘“, betonte ich mit piepsiger Stimme, „ankommen. Ich hätte nie Ruhe. Davon ab, ich mag die Hütte und die Ruhe dort oben wirklich sehr. Also mach mir bitte keine Vorwürfe, hilf mir lieber, diesen Traum zu erfüllen. Es würde mir echt viel bedeuten.“

Murat schaute mich eine Weile nachdenklich an. „Na schön“, seufzte er theatralisch. „Und wie kann ich dir da helfen?“

Ich lächelte ihn an. „Indem du mit deinen Brüdern ein paar Tage mit rauf kommst. Um Material, Briketts und Lebensmittel auf die Alm zu schaffen. Mir beim Anbau des Bades zu helfen und einen Graben zu ziehen für das Abflussrohr zum Klärteich. Den werde ich mir allerdings von einer Fachfirma anlegen lassen. Ich brauche alles fürs Bad, einen ordentlichen Küchenherd für den Wohnraum, die Ausstattung für den Hühnerstall und das Gehege sowie ein Gewächshaus“, zählte ich auf. „Und ein paar andere Kleinigkeiten.“

„Wo ich kann, helfe ich dir!“, kam es von Finja. „Ich kann dir zum Beispiel Mehl, Zucker, Nudeln und so ein Zeugs in fest verschließbare Gefäße füllen. Sachen, die du brauchst, immer wieder umpacken, dass du dort oben kaum Müll verursachst. Und vor einer großen Anlieferung zusätzlich ein paar Fleischgerichte in Gläser einkochen, die halten dann lange und die Gläser sind wiederverwendbar.“
„Du bist ein Schatz.“ Ich stand auf, ging zu ihr und nahm sie in den Arm. „Ich bräuchte auch jemand, dem ich meine Post anvertrauen kann. Ganz ohne wird’s nicht gehen. Würdest du das für mich tun?“

Sie strahlte über das ganze Gesicht. „Aber sicher! Ich danke dir, dass du mir dein Vertrauen schenkst. Weißt du, so einen Sommer in einer Berghütte würde ich selbst gerne mal erleben. Aber mit Kind ist das ja nicht so einfach.“ Ihre und Murats Tochter Charlotte würde in ein paar Monaten die Schule besuchen.

„Vielleicht könnt ihr im Sommer ja ein paar Wochen zu mir kommen“, schlug ich vor. „Über euch als Gesellschaft würde ich mich wirklich freuen.“

„Ihr seid verrückt“, murmelte Murat und fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Setz meiner Frau nicht solche Flausen in den Kopf!“ Doch dabei konnte er schon wieder lachen. „Na schön, mach du deinen Plan, besorg dir alles, was du brauchst und sag mir Bescheid, wenn du weißt, wann es losgehen soll! Ich habe ja die Transporter von meiner Firma und Anhänger können wir uns leihen. Ich verknacke meine Brüder zur Mithilfe, so sollten wir alles zur Alm bekommen, was du brauchst. Und einige Arbeiten sollten sich so auch schnell erledigen lassen.“

„Ich wusste, du lässt mich nicht im Stich“, schmunzelte ich. „Anfang März geht es hoffentlich los. Bis dahin werde ich alles besorgt haben, was ich brauche. Inklusive der Hennen!“


Verliebt in einen Berggeist - Fini & Silvio

 


Am 14.1.22 ist es soweit und es wird endlich wieder ein neues Buch von mir geben. Und nicht nur das, sondern in Kürze wird auch ein weiteres Folgen. Denn in diesem Buch schreibt der Protagonist Silvio erstmals einen Roman - und genau der wird zeitnah ebenfalls veröffentlich. Diesen werdet ihr bald finden unter dem Namen "Von Liebe verweht - Scarlett und Marian".


Und darum geht es in diesem neuen Buch:

Von einem auf den anderen Tag plant Silvio den Umzug auf die Berghütte seiner Großeltern. Erholung, Stille, ein Leben im Einklang mit der Natur und einen Roman schreiben. Danach sehnt sich Silvio nach seinem Burnout.

Doch so ruhig, wie er es sich erhofft hat, ist es in der Hütte nicht! Es verschwinden Gegenstände, Geschirr fällt zu Boden - hier geschieht einiges nicht mit rechten Dingen! Sollte an der Geschichte seiner Großmutter, dass auf der Alm der Geist einer Verstorbenen herumspuckt, etwa wahr sein? Silvio glaubt zunächst nicht an Gespenstergeschichten, bis eine geheimnisvolle Fremde plötzlich vom Himmel zu fallen scheint.


Freitag, 10. September 2021

Schreiben und Textarbeiten jetzt in Vollzeit!

Einige wissen es schon, andere vielleicht noch nicht. :-)

Zum 1.8. konnte ich meine Kapazitäten für Korrektorate und Lektorate von "gelegentlich nebenbei" auf Vollzeit umstellen.
Daher kann ich in der nächsten Zeit noch ein paar freie Platze anbieten.

Freitag, 19. Februar 2021

Freitag, 1. Januar 2021

Neues im neuen Jahr 2021!

Dieses Jahr wird sich einiges bei mir ändern.

Den Großteil meiner Bücher/E-Books werde ich nach und nach vorübergehend vom Markt nehmen.
Sie genügen einfach nicht mehr den Ansprüchen, die ich an mich selbst stelle. Das betrifft vor allem meine älteren Romane und die Kinder-/Jugendbücher. Das alles hätte ich zwar gerne zügig und sehr bald durchgezogen, ist aber wegen den Vertragslaufzeiten nicht möglich.  Feste Termine zu den Neuveröffentlichungen werde ich bis Ostern dieses Jahres planen.

Außerdem werden die Kinder- und Jugendbücher, zur Genre-Abgrenzung, unter neuem Namen veröffentlicht!


Zwei Herzen für Luna

Für dieses Buch wird Mitte April der Vertrag auslaufen. Eine Neuveröffentlichung ist zeitnah geplant. 



Sportinternat Waldeck-Reihe 

Sie wird bis Ende Dezember komplett nur noch in den Sammelbänden erhältlich sein. Die Einzelbände werden übers Jahr bereits so verschwinden, wie der jeweilige Vertrag ausläuft. Das ist leider nicht nacheinander in der durchnummerierten Reihenfolge möglich. Die Neuveröffentlichungen sind ab Januar 2022 geplant, früher ist es organisatorisch leider nicht möglich. Dafür sollten bis dahin auch endlich wieder Folgebände fertig sein.


Kinderbuch Sissi 

Dieses wird nach Vertragsende gegen Ende des Jahres vorübergehend vom Markt genommen. Die Neuveröffentlichung ist zeitnah im Frühjahr 2022 vorgesehen.


Lass deine Liebe blühen; Sprung in neues Glück; Tina - Zwischen Latten-Schüssen und heißen Bällen

Auch diese Bücher werden, der Verträge wegen, zum Jahresende wegfallen. Doch für alle ist die Neuveröffentlichung ebenfalls zeitnah im Frühjahr 2022 geplant.



Freitag, 27. November 2020

Leseprobe: (K)ein Callboy für immer

 


Eigentlich wollte er nur auf einen Sprung bei seiner besten Freundin vorbeischauen. Er öffnete die Eingangstür, betrat den Vorraum ihrer Praxis und blieb, die Klinke in der Hand, abrupt stehen. Wie ein Blitz traf ihn Amors Pfeil.

Die süße Schwarzhaarige, die in dem kleinen Wartebereich saß, sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an und schlug die Hände vors Gesicht, als bereits ein markerschütternder Schrei über ihre Lippen kam!

Adrian zuckte erschrocken zusammen und schlug die Augen auf. Schon wieder hatte ihn derselbe Traum wie die letzten Tage zuvor geweckt. Dabei kannte er diese Frau nicht einmal, geschweige denn wusste er, warum sie bei seinem Anblick so losschrie. So schrecklich sah er schließlich nicht aus!

Adrian hob den Kopf und blinzelte träge auf die Uhr. Kurz nach acht war es erst. Außerdem lief der Fernseher noch, aus diesem kam wohl der Schrei, der ihn geweckt hatte. Sowas passierte ihm häufiger, dass sich irgendwelche Szenen in seine Träume schmuggelten. Dabei kamen manchmal die seltsamsten Fantasien zustande.

Er ließ sich wieder zurück in die Kissen fallen. Normalerweise stand Adrian wesentlich früher auf, um etwas Sport zu treiben. Die tägliche Joggingrunde musste diesmal jedenfalls ausfallen. Der Tag war sowieso viel zu kurz, er bräuchte eigentlich 48 Stunden. Zum Teufel, er arbeitete einfach viel zu viel. Alles andere, was ihm wichtig war, kam ständig zu kurz!

Adrian war erst vor kurzem neunundzwanzig geworden. Nachdem er nun gleich mehrere verdammt kurze Nächte hintereinander hatte, machte sich der Schlafentzug heftig bemerkbar. Da fühlte er sich oft doppelt und dreifach so alt. Selbst ein seltener freier Vormittag wie dieser war randvoll mit Terminen.

Adrian griff zum Handy, ein Anruf in Abwesenheit. Doch wer angerufen hatte, sah er nicht. Klar, viele seiner Kundinnen riefen möglichst diskret mit unterdrückter Nummer an. Seine aktivierte Mailbox nutze nur selten jemand.

Langsam stand er auf und tapste gebückt, sich dabei den Rücken haltend, ins Bad. Unter der Dusche genoss er das heiße Wasser, das ihm auf den völlig verspannten Körper prasselte, dann seifte er sich gründlich ein. Adrian schloss die Augen, drehte sich mit dem Gesicht dem Wasserstrahl der Dusche entgegen und drehte die Temperatur auf kalt. So langsam kehrten die Lebensgeister zurück. Wenig später stieg er aus der Duschkabine, trocknete sich gründlich ab und schlang lässig das Handtuch um die Hüfte.

Der Blick in den Spiegel offenbarte ihm dunkle Ringe unter den Augen und die Lider waren etwas geschwollen. Seine dunkelbraunen Augen hingegen blickten ihn klar an und sein leicht gelocktes, kurzes, schwarzes Haar glänzte von der Nässe. Durch den Drei-Tage-Bart kamen die markanten Formen seines Unterkiefers noch mehr zur Geltung. Seine Nase fand er etwas zu groß, aber damit konnte er gut leben.

Adrian suchte auf seiner Brust nach einem Anflug von Behaarung, stellte zufrieden fest, dass das letzte Waxing noch anhielt. Sein ganzer Körper, er war immerhin fast zwei Meter groß, war dezent gebräunt und ganz passabel durchtrainiert, seit er wieder öfter ins Fitnessstudio ging. Ein Bodybuilder würde nie aus ihm werden, ihm genügte es, dass sich die einzelnen Muskelpartien leicht abzeichneten.

Da sein Spiegelbild ihn zufrieden stellte, ging Adrian in die Küche und startete den Kaffeevollautomaten. Der einzige Luxus, den er sich gönnte. Den fertigen Kaffee nahm er mit ins Schlafzimmer. Vor der ersten Tasse Kaffee lief gar nichts, nicht einmal so simple Entscheidungen, was er an dem Tag anziehen sollte. Dem warmen Wetter angepasst entschied er sich für schwarze, fast knielange Jeansshorts und ein weißes Hemd. Damit fühlte er sich immer passend gekleidet, komme was wolle.

Er hatte sich gerade hingesetzt, da klingelte sein Handy. Mist, nicht einmal in Ruhe frühstücken ließ man ihn.

„Hi Süße“, meldete er sich freundlicher, als ihm zumute war.

„Hi Adrian“, trällerte ihm Conny, seine beste Freundin seit Kindertagen, gut gelaunt ins Ohr. „Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt?“
Himmel, wie konnte jemand so früh am Morgen so aufgekratzt sein? „Falls du vorhin schon angerufen hast, dann ja. Was hast du auf dem Herzen? Sonst kommst du morgens kaum zum Luft holen.“ Genaugenommen nicht nur morgens. Conny stand eigentlich den ganzen Tag unter Strom. So war sie, seit sie sich beim Wechsel auf das städtische Gymnasium kennengelernt hatten.

„Stimmt, ich rufe dich nicht privat an. Ich brauche unbedingt deine Hilfe bei einer Patientin.“

Seit etwa vier Jahren betrieb sie ihre eigene Praxis für Psychotherapie. Seine Hilfe benötigte sie meist dann, wenn sie völlig unübliche Methoden zur Therapie einschlug.

„Wo liegt der Hase im Pfeffer? Weiß deine Patientin, dass du gerade deine Schweigepflicht brichst?“, neckte er sie. Conny würde das niemals tun, das wusste er ganz genau. Trotzdem zog er sie immer wieder gerne damit auf.

„Natürlich ist sie damit einverstanden, dass ich dich um Hilfe bitte. Und mittlerweile scheint sie sogar ziemlich neugierig auf dich zu sein.“

„Spann mich nicht länger auf die Folter. Spuck aus, was du wieder ausgetüftelt hast.“ So langsam wurde er etwas ungeduldig und trank den letzten Schluck des schwarzen Gebräu. Der zweite Kaffee fehlte ihm, damit er richtig in die Gänge kam.

„Okay, kurz und knapp auf den Punkt gebracht: Josie hat panische Angst vor Männern und das seit ihrer Kindheit. Missbraucht, geschlagen, die ganze Palette und das über mehrere Jahre hinweg. Egal, wo und in welcher Art ihr ein Mann begegnet, es verursacht bei ihr Panik im höchsten Maße, selbst wenn nur einer zufällig auf der Straße fünf Meter an ihr vorbeiläuft. Sie macht ja Fortschritte, aber sobald es, wenn auch nur aus Versehen, zu einer Berührung kommt, geht es wieder von vorne los. Starkes Herzklopfen, Schweißausbrüche, beklemmendes Gefühl, Ekel, Panik.“

Nachdenklich runzelte er die Stirn und fuhr sich durchs Haar. Ähnliche Probleme waren sie schon häufiger angegangen, doch wie es schien, nie in einem solch schweren Maße. „Und wie stellst du dir meine Hilfe vor?“

„Ich hoffe sehr, dass wir ihr das Gefühl vermitteln können, dass Männer nicht generell gewalttätig sind. Es wäre ein Erfolg, wenn sie zu einem Friseur statt einer Friseurin gehen könnte. Oder zu männlichen Ärzten. Dass sie sich von einem Mann einfach berühren lassen kann, ohne in Panik zu geraten. Ja, vielleicht sogar irgendwann eine Beziehung eingeht. Sie ist soweit, dass ich euch gerne einander vorstellen würde. Ein erster Erfolg wäre ja schon, wenn du einfach nur neben ihr sitzen könntest, ohne, dass sie panisch wird.“

‚Das wird sicher nicht ganz einfach werden‘, ging es ihm durch den Kopf. Vor einer solch schwierigen Aufgabe hatten sie noch nie gestanden. „Hast du einen Termin ins Auge gefasst?“, wollte er dann wissen und griff gleichzeitig zu seinem altmodischen Terminplaner und blätterte darin herum. Zumindest in manchen Dingen war er hoffnungslos altmodisch.

„Ja, wenn es bei dir klappt, noch diesen Donnerstag. Morgens … um zehn?“

Ein kurzer Blick bestätigte Adrian, dass zu der Zeit tatsächlich nichts eigetragen war. „Passt schon. Und wie soll es mit den Terminen weitergehen? Das klingt ja nicht gerade nach einer Beschäftigung für einen Morgen.“

„Wenn du es schaffst, montags um zehn fit zu sein, würde ich gerne bei Montag und Donnerstag bleiben.“ Sie war etwas kleinlaut geworden. Schließlich wusste Conny, dass seine freie Zeit ziemlich knapp bemessen war.

Er seufzte tief und strich sich durchs Haar. „Für dich mache ich fast alles.“ Außerdem brachte es ihm ein paar Euro zusätzlich ein. Auch wenn er nicht am Hungertuch nagen musste, brauchte er gerade jeden Cent.

Das Schmatzen eines Kusses drang durch den Hörer. „Dafür danke ich dir. Du, ich ruf dich Donnerstagmorgen an, damit wir vorher kurz über den Ablauf reden können, mein nächster Patient kommt bereits.“ Sie zögerte einen Moment, bevor sie weitersprach. „Magst du deinen Job eigentlich noch, ich meine, den anderen?“

„Das kommt immer darauf an was ansteht. Andere machen das umsonst, wofür ich ganz gut bezahlt werde. Und muss dafür halt gelegentlich die Zähne zusammenbeißen.“

„Du weißt, dass ich dich nicht im Stich lasse, wenn du es nicht mehr machen willst … oder kannst?“ Nicht zum ersten Mal bat sie ihn indirekt, seinen Zweit-Job sausen zu lassen. Andererseits, gerade dieser ermöglichte ihm einen verdammt guten Verdienst, den er gut brauchen konnte.

„Das weiß ich, Conny. Und dafür danke ich dir. Also, spätestens bis Donnerstag, meine Süße“, sagte er mit warmer Stimme.

Conny zog ihn auf: „Sagst du das auch zu deinen Kundinnen?“

„Nein, die Süße bist allein du!“

„Okay, dann also bis Donnerstag. Bye, Adrian.“

„Bye, Conny.“

Montag, 12. Oktober 2020

Neu: Korrektorat und Lektorat

Über mich:

Was ich für dieses Angebot mitbringe, ist jahrelanges intensives Auseinandersetzen nicht nur mit meinen eigenen Texten, sondern auch den Arbeiten vieler befreundeter Autorenkollegen sowie einen regen Austausch mit diesen. Zuletzt habe ich immer häufiger Korrektorate und Lektorate für Kollegen übernommen und möchte diese Hilfe nun allen Autoren anbieten.

Meine Preise sind etwas niedriger als die der professionellen Korrektorate und Lektorate, da ich weder ein Studium noch eine Ausbildung vorzuweisen habe, die mich in diesem Bereich als fachlich qualifiziert auszeichnen könnten.

Zudem gibt es viele Neuautoren und Self-Publisher, welche sich die Profis diesem Bereich schlicht und einfach nicht leisten können. Diese sollten jedoch auch eine Chance haben, möglichst fehlerfreie Bücher/E-Books zu veröffentlichen und ich möchte sie auf diesem Weg gerne unterstützen.

Es ist mir wichtig, kein ‚neues‘ oder ‚anderes‘ Buch aus dem vorliegenden Manuskript zu machen. Mein Ziel ist, dass wir gemeinsam das Beste aus dem Text herausholen. Das Lektorat soll Freund und Helfer der Autoren sein und nicht der Oberlehrer, der das letzte Wort hat.

Ich bin für sehr viele Genre und Themen offen, es darf also von der Romanze über Erotik und Thriller bis zu Horror fast alles dabei sein, natürlich auch aus dem LGBTQ-Bereich. Auch bin ich gegenüber Sachbüchern und Ratgebern offen.

Zu einigen wenigen Genre finde ich leider keinen Zugang. Dazu gehören zum Beispiel Fantasy, Science-Fiction, Esoterik, Religion und Politik. Ebenso nehme ich keine Manuskripte an, die eindeutig gegen geltendes Recht verstoßen.
Ich habe jederzeit ein offenes Ohr für Anfragen aus nicht genannten Bereichen.

 

Ich danke recht herzlich allen Autoren, denen ich bereits bei ihren Manuskripten helfen durfte. Dazu gehören unter anderem (in alphabetischer Reihenfolge):

Baumann, Harry

Gierke, Kira & Hoffmann, Jacqueline

Pjotr X

Raze, Katy

Simanek, Caroline

und viele mehr

  


Meine Angebote:

Probekorrektorat:

Ein kostenloses Probekorrektorat von 2-3 Normseiten in der gewünschten Form biete ich jederzeit gerne an. Zum einen, um meine Arbeitsweise vorzustellen, zum anderen, damit ich ein faires Angebot für das vorgesehene Manuskript erstellen kann.

Eine Normseite umfängt dabei 1.800 Zeichen inklusive Leerzeichen (Zählung von Word).

Einfaches Korrektorat:

- Überprüfung des Textes auf Fehler in Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik


Korrektorat und kleines Lektorat:

- Überprüfung des Textes auf Fehler in Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik

- Anmerkungen zu Wortwiederholungen, Füllworten, Satzbau und Lesefluss


Lektorat mit Korrekturen:

- Überprüfung des Textes auf Fehler in Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik

- Anmerkungen zu Wortwiederholungen, Füllworten, Satzbau und Lesefluss

- Hinweise und Vorschläge zu Logik, Stil, Perspektiven, Erzählweise, Charakteren etc.

- Zweiter Korrekturdurchgang


 

Alle Preise inklusive aktueller Umsatzsteuer.

 

 

Wie läuft alles ab? Ganz einfach:


Bei der Kontaktaufnahme zu Angeboten benötige ich die Angaben zu

- Genre

- Anzahl der Normseiten (je 1.600 Zeichen inklusive Leerzeichen) oder die Gesamtzeichenzahl (inklusive Leerzeichen)

- den Zeitpunkt für die Zusendung des Manuskripts

- den gewünschten Umfang der Bearbeitung

- 2-3 Seiten des Manuskripts für die Probearbeit und Angebotserstellung

- gerne noch offene Fragen


Im zweiten Schritt erstelle ich

- die Arbeitsprobe

- das Angebot für das gesamte Manuskript im gewünschten Umfang

- die Kalkulation für den Zeitrahmen, in dem das Manuskript bearbeitet wird

Natürlich können wir zu dem Zeitpunkt auch noch individuelle Absprachen treffen.

 

Als nächstes erwarte ich gespannt die Auftragserteilung

- durch den Eingang des Manuskripts (als Word-Datei)

Dies ist gleichzeitig die Bestätigung, dass das erstellte Angebot angenommen und die Infos dieser Seite gelesen wurden.

 

Nach Eingang des Auftrags

- bearbeite ich das Manuskript in der gewünschten Form im abgesprochenen Rahmen und Zeitfenster

 

Wenn der Auftrag beendet ist

- schicke ich das bearbeitete Manuskript sowie die Rechnung zu

- erwarte ich die Zahlung innerhalb 14 Tage nach Rechnungszusendung

Falls eine Zusendung der Rechnung per Post gewünscht wird, bitte frühzeitig angeben.

 


Was sonst noch wichtig ist:

- Das eingereichte Manuskript wird von mir persönlich und sehr sorgfältig bearbeitet. Bei eventuellen Rückfragen bitte ich um entsprechende Informationen.

- Datenschutz liegt mir sehr am Herzen. Der Inhalt des eingereichten Manuskripts, anfallender Schriftverkehr sowie alles weitere, wie z.B. Anschrift etc., wird, soweit dies in meiner Verantwortung liegt, selbstverständlich streng vertraulich behandelt. Mit der Zusendung des Manuskripts wird der Nutzung der persönlichen Daten (z.B. bei Rechnungserstellung) im notwendigen Rahmen zugestimmt.

- Sollte es mir (zum Beispiel wegen Krankheit) nicht möglich sein, den abgesprochenen Liefertermin, beziehungsweise die Annahme des Manuskripts zum vereinbarten Zeitpunkt, einzuhalten, werde ich schnellstmöglich Bescheid geben. Ebenso bitte ich um möglichst frühe Mitteilung, falls das Manuskript erst zu einem späteren Zeitpunkt eingereicht werden kann, dann machen wir einen neuen Termin aus.

- Selbstverständlich darf der Auftrag jederzeit widerrufen werden. Hierzu bitte ich um möglichst frühzeitige Zusendung an: holly.orilley@ymail.com. Sollte der Auftrag während der laufenden Bearbeitung zurückgezogen werden, ist die bereits erbrachte Leistung anteilig gemäß ausgestellter Rechnung zu zahlen, beziehungsweise erfolgt gegebenenfalls eine Rückerstattung.

- Dafür, dass der Text nicht gegen geltende Gesetze oder Rechte verstößt, ist der/die Autor/in selbst verantwortlich. Ebenso dafür, ob und in welchem Rahmen Korrekturen, Änderungen und Vorschläge meinerseits für die endgültige Fassung des Manuskriptes übernommen werden.

- Trotz gründlicher Bearbeitung gibt es keine 100%ige Garantie, dass nicht ein Fehler übersehen werden kann. Sollte es Unklarheiten oder Reklamationen zur Bearbeitung geben, bitte melden. Wir finden dann bestimmt eine zufriedenstellende Lösung für beide Seiten.

- Gegebenenfalls können wir auch eine Ratenzahlung vereinbaren. Dies sollten wir jedoch möglichst direkt bei Erstellung des Angebotes besprechen.

Freitag, 19. April 2019

Leseprobe: Zwei Herzen für Luna

Einer meiner BoD - Bestseller!
 


 
 
Carlo
Wir hatten einen wunderbaren Abend erst bei unserem Lieblingsgriechen und dann in dem neuen, derzeit angesagtesten Club der Stadt verbracht. Viel zu oft musste mein Liebster als Security oder Personenschützer abends, nachts oder an den Wochenenden arbeiten, sodass wir diese seltenen gemeinsamen Ausflüge jedes Mal in vollen Zügen ausnutzten. Erst als Falk und ich total erschöpft waren, was so gegen vier Uhr morgens der Fall war, machten wir uns auf den Heimweg. Dass es leicht regnete störte uns nicht, allzu weit mussten wir ja nicht laufen. Arm in Arm schlenderten wir die dunklen Straßen unserer Stadt entlang, genossen die Zweisamkeit und waren einfach glücklich. Nur noch über die Brücke der Saar mussten wir, dort wartete die gemütliche Wohnung unseres Hauses auf uns. Angesichts des Wetters hatte ich den Kamin vorsorglich in meiner kurzen Mittagspause vorbereitet, damit wir ihn bei Bedarf nur anzünden mussten, um es schnell schön warm zu bekommen. Eine heiße Dusche und anschließend ins Bett legen klang inzwischen viel reizvoller für mich.
Wir hatten schon fast die Mitte der Brücke erreicht, als Falk plötzlich stehen blieb. „Was ist?“, stutzte ich, ließ den um ihn gelegten Arm fallen, sah meinen Liebsten an und folgte seinem angestrengten Blick, der mit leicht zusammengekniffenen Augen nach vorne ging.
„Ich bin mir nicht sicher, aber … steht da wirklich jemand hinter dem Pfosten auf dem Geländer?“, raunte er mir zu.
Es dauerte einen Moment, bis ich sah, was seine Aufmerksamkeit gefesselt hatte. „Ja“, gab ich leise und zögernd zu, „sieht wirklich so aus. Aber wer sollte denn …?“ Und brach ab. Wer das war spielte keine Rolle in dem Moment, wichtiger wäre es, den- oder diejenige davon abzuhalten genau das zu tun, nach was es aussah. Nämlich von der Brücke zu springen!
Schnell ratterten mir verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf. Doch egal ob wir uns anschleichen würden oder normal weiterliefen, sollte dieser offenbar lebensmüde Mensch dabei erschrecken, war der Sturz in die Tiefe womöglich vorprogrammiert. Ansprechen konnte denselben Effekt haben. Von unten käme man nur mit einem Boot bei, was uns zwar im Falle eines Sprunges helfen würde, aber nicht dabei, genau diesen zu verhindern. Was also sollten wir tun?
Mein ratloser Bick traf Falk. „Polizei?“, flüsterte ich gerade so laut, dass er mich verstehen konnte.
Er schüttelte den Kopf. „Dauert viel zu lange. Außerdem, wenn die mit großem Tamtam anrücken und der oder die erschrickt …“ Mein Freund hatte also schon dieselben Gedanken wie ich. „Gehen wir langsam und ganz normal weiter“, schlug er vor. „Ist erst mal unauffällig und unsere Schritte werden nach und nach erst lauter. Wenn das Unterbewusstsein von diesem Menschen das mitbekommt, wird der Schreck vielleicht ausbleiben“, dachte er eher laut nach, als es wirklich auszusprechen.
„Okay“, stimmte ich zu, „also weiter wie bisher. Und dann?“
„Abwarten. Mehr können wir nicht tun. Wenn die Person uns bemerkt, könnten wir sie eventuell auch ansprechen. Fragen was los ist und so. Aber das sehen wir, wenn es soweit ist“, meinte mein Freund. Psychologisch gesehen sicher nicht optimal, unser Plan, aber da mir keine bessere Idee kam nickte ich ihm zu und legte wieder den Arm um ihn. Langsamer als zuvor liefen wir die ansonsten menschenleere Straße weiter. Dabei behielten wir ständig den Menschen auf dem Geländer im Auge.
Wir waren bis auf etwa fünf Meter an die Person herangekommen, als diese Falk und mich ohne sich uns zuzuwenden bemerkte. „Bleibt wo ihr seid!“, keifte die helle, eindeutig weibliche Stimme. „Oder ich springe!“
Abrupt bleiben wir stehen. „Okay! Alles gut“, sprach ich laut ich in ihre Richtung. Na super, das war genau, was wir jetzt brauchen konnten. Ich rollte mit den Augen uns warf einen fragenden Blick zu meinem Freund. „Und nun?“, formten meine Lippen stumm.
„Lass mich mal machen“, gab er fast lautlos zurück und entwand sich meinem Arm.

Falk
Einen Moment sortierte ich meine Gedanken. Was nun? Ich musterte die Person, sah dank des Mondlichts zum Glück ihr Gesicht ein wenig von der Seite. Die Frau auf dem Brückengeländer schien ihrem Aussehen nach verdammt jung zu sein, womöglich sogar noch minderjährig. Wer wusste schon immer so genau, was in Teenie-Köpfen vor sich ging? Nicht mal in meinem Job, bei dem ich wirklich einiges an Menschenkenntnis dazugewonnen hatte, bekam ich dafür den Durchblick.
Nach außen hin locker und entspannt griff ich in meine Jackentasche und holte die Zigaretten heraus. Eigentlich wollte ich ja schon lange aufhören, aber hey, drei, vier Kippen am Tag war jetzt auch nicht die Welt. Ohne die junge Frau aus den Augen zu lassen öffnete ich die Packung, nahm eines der weißen Stäbchen heraus und zündete es mit dem Feuerzeug, das immer in der Schachtel war, an. Langsam ließ ich den Rauch des ersten Zuges entweichen und fragte sie: „Willst du auch eine Kippe?“
Ihre Brauen schnellten nach oben, als ihre Augen riesengroß wurden und sie kurz zu uns blickte. „Nein. Und jetzt verschwindet!“
„Nö!“, gab ich betont lässig zurück und ließ die kleine Schachtel wieder in der Jacke verschwinden.
„Ich springe!“, schrie sie. Leichte Panik schwang in ihrer Stimme mit. Ein kurzer Blick von mir zu Carlo – der stand da wie versteinert, den Blick starr auf das Mädchen gerichtet.
„Und … warum?“ Nein, was Besseres fiel mir in dem Moment echt nicht ein.
„Geht dich `nen Scheiß an!“ Etwas schriller als zuvor klang sie jetzt. Die nächsten Worte musste ich mir echt gut überlegen.
„Naja, wenn du dich hier vor unseren Augen herunterwirfst, wovon wir sicherlich wochenlang Alpträume haben, würde ich schon gern wissen, warum du das tust. Vielleicht verarbeite ich das dann leichter!“ Ich fing im Augenwinkel Carlos entsetzten Blick auf. Jaja, für Taktgefühl war ich nicht unbedingt bekannt. Aber mal ehrlich, wer rechnet schon mit so einer Situation und bereitet sich darauf vor? Im Job war mein Ruf wirklich gut, konnte ich doch allein durch Rhetorik kritische Situationen sehr oft entschärfen. Dafür gab es spezielle Trainings und Seminare, da war das Alltag, auf den man sich vorbereiten kann. Aber sowas hier?
Ich zog an meiner Zigarette. „Also?“, hakte ich nach verschränkte die Arme lässig vor der Brust und schaute sie an. „Was quält dich?“
Unsicherheit stand ihr ins Gesicht geschrieben. Offenbar war ihr ziemlich kalt, ein Zittern zog durch ihren Körper. „Das geht dich nichts an!“, zischte sie.
„Verrätst du mir wenigstens deinen Namen?“, fragte ich das Mädchen weiter. Vielleicht konnte man sie auf diese Weise wenigstens vom Sprung ablenken.
„Wozu? Es spielt doch eh alles keine Rolle mehr!“, die Verzweiflung in ihrer Stimme nahm weiter zu. Noch hielt sie sich an dem Pfosten fest, die Frage war nur, wie lange hielt die Kleine das in dem Regen und der Kälte noch durch? Ich musste mir unbedingt etwas einfallen lassen.
„Das kann ich nicht beurteilen, noch hast du mir ja nicht gesagt, warum du überhaupt hier stehst“, versuchte ich sie weiter aus der Reserve zu locken. „Wie wäre es, du erzählst mir deine Geschichte? Ich höre dir zu und wenn du mich überzeugst, dass dies wirklich der einzig richtige Weg ist, dann lass ich dich in Ruhe.“ Carlo neben mir schnappte entsetzt nach Luft. „Hast du vielleicht eine bessere Idee?“, flüsterte ich meinem Freund ganz leise zu, sodass die junge Frau uns nicht hörte, erntete aber nur ein Kopfschütteln.
„Ach, das glaubst du ja sowieso alles nicht. Niemand würde mir glauben, warum gerade du?“ Ihre Hoffnungslosigkeit schwang schwer in diesem Satz mit.
„Glaub mir, wenn einer außer dir eine Menge Scheiße erlebt hat, dann ich“, brummte ich. „Mein Leben war kein Zuckerschlecken. Ich weiß wie es ist, wenn man am Abgrund steht.“
„Das stimmt sogar, Liebes“, sprach nun auch Carlo, mit seinem leicht weibischen Touch in der Stimme zu ihr. „Aber er hat es geschafft und du kannst das auch! Bitte, sei so nett, erzähl uns deine Geschichte.“
Ich sah wie sie sich leicht zu uns drehte, erstmals richtig anschaute. „Warum lasst ihr mich nicht einfach in Ruhe?“, schluchzte das Mädchen. „Was interessiert euch schon, was aus mir wird?“
Ich war froh, dass Carlo in dem Moment offenbar die richtigen Worte fand: „Weil du viel zu jung und viel zu hübsch bist, um dein Leben einfach so wegzuwerfen.“ Vorsichtig machte er einen kleinen Schritt nach vorne und erhob die Hand, als ob er ihr diese reichen wollte. „Bitte, Cara mia, komm herunter und rede mit uns.“
Meinem kleinen Italiener, wie ich ihn oft liebevoll nannte, konnte sie offenbar nicht widerstehen. Auch mir fiel es immer schwer etwas abzulehnen, wenn er mich mit seinen wunderschönen, dunkelbraunen Augen ansah. Er wagte sich einen weiteren Schritt auf sie zu.
„Du darfst uns wirklich vertrauen, Liebes, wir wollen dir nichts tun. Aber ich bitte dich, komm zu mir! Komm bitte von diesem Geländer runter“, flehte er die Kleine an. Ich sah ihr nachdenkliches Gesicht, den etwas verschwommenen Blick, den sie auf Carlo richtete. Dieser wagte sich noch ein Stück vor, stand schließlich noch knapp einen Meter vor ihr. „Bitte!“, setzte er noch mal eindringlich nach.
Gerade in dem Moment als sie sich ihm endgültig zuwandte, rutschte ihr Fuß auf dem Geländer ab und das Mädchen kam stark ins Schwanken. Mit einem Hechtsprung auf sie zu konnte ich gerade noch so einen ihrer wild um sich rudernden Arme packen und festhalten. Von der anderen Seite stürzte Carlo bei und packte die Kleine an ihrer nassen Jacke, doch konnten wir nicht verhindern, dass sie vom Geländer abrutschte!

...

Donnerstag, 21. Juni 2018

Leseprobe: Tina - Zwischen Latten-Schüssen und heißen Bällen




 

Mir war ziemlich mulmig, als ich kurz vor neunzehn Uhr am Vereinsheim des SC Auerbach aus meinem Auto stieg. Erst gestern Morgen hatte mich Stefan, der erste Vorsitzende und ein alter Bekannter, angerufen und mir den Trainerposten für die erste Mannschaft der Fußballer angeboten. Ich hatte kurz darüber nachgedacht, kam zu dem Schluss besser als gar nichts und sagte zu. Mein letzter Verein hatte für meine B-Jugend mit dem Team des Nachbarortes eine Spielgemeinschaft gebildet. Deren Bedingung war, dass ihr Trainerteam unverändert bestehen blieb. Da es die einzige Chance für den Verein war, hatte der Vorstand diesem Wunsch nachgegeben. Das war vor etwa sechs Monaten, gerade kurz vor Saisonbeginn. Und irgendwie fehlte mir der ganze Trubel.
Mit klopfendem Herzen ging ich zum Eingang des Vereinsheimes, drückte die Klinke herunter und öffnete die Tür. Natürlich schossen alle Blicke direkt zu mir. Oh mein Gott, worauf hatte ich mich da nur eingelassen? Warum wartete ich nicht darauf, dass ich nochmals ein Jugendteam bekam? Vielleicht mal Mädels? Ich musste verrückt geworden sein. Schnell sah ich mich in dem nicht allzu großen, etwas stickigem Raum um: Stefan stand links von mir mit einem etwas älteren Mann an der Theke. Nach rechts hin waren mehrere besetzte Tische. Vermutlich die Spieler.

„Hallo“, grüßte ich kurz in die Runde.

Stefan sah zu mir und lächelte. „Hi, komm doch am besten gleich zu mir“, sagte er und wandte sich den anderen zu. „Also Jungs, ich möchte euch Tina Schneider vorstellen, euren neuen Coach.“ Das einsetzende Gemurmel der Mann-schaft überhörend sprach er weiter: „Sicher kennt der ein oder andere von euch Tina, sie arbeitet bei dem Physiotherapeuten in Gassenheim.“

Ich schaute mir inzwischen die Mannschaft an und ja, ein paar der Gesichter kannte ich von der Arbeit her. Besonders Innes O‘Reilly, den langen, sehr schlanken Torwart mit den feuerroten Haaren, die so schön wirr in alle Richtungen standen. Er war mir schon gleich sympathisch, als ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Das war, als er etwa vor einem Jahr, mehrere Wochen nach einer Verletzung, zur Krankengymnastik kam.

Ich hörte Stefan weiterreden: „Sie ist vierundzwanzig und hat jahrelang selbst sehr erfolgreich gespielt, bis sie aufgrund einer Verletzung aufhören musste. Um trotzdem weiter dem Fußball verbunden zu sein, hat sie die Trainerausbildung gemacht. In den letzten zwei Jahren hat sie die B- und D-Jugend in Bergheim trainiert und das sehr erfolgreich.“
Ich sah, dass etliche der Spieler sich ungläubig ansahen, sich leise etwas zuflüsterten, die Köpfe schüttelten. Das hier würde eine ganz andere Nummer werden, als die Jungs und Mädels, die ich bisher trainiert hatte. Ich bemerkte, wie die Spieler mich musterten. Von oben bis unten ansahen. Mir in die dunkelblauen Augen schauten, meine kurzen dunkelrot gefärbten Haare registrierten. Nur 1,60m groß war ich, aber dafür durchtrainiert. Meine Brust, die nicht zu den Kleinsten gehörte, ging für ihre Blicke unter dem weiten Pullover etwas unter. Das hinderte die meisten trotzdem nicht daran, mich gerade dort besonders intensiv anzustarren. Zum Ausgleich dafür betonte die enge Jeans meinen knackigen Po optimal. Ein, nein zwei anerkennende Blicke konnte ich wahrnehmen.
Einer aus dem Team erhob sich. Auch ihn kannte ich, lag er doch erst letzte Woche zur Massage vor mir auf der Bank: Sebastian Keller, der etwas korpulente Kapitän des Teams mit den sehr kurz rasierten, braunen Haaren und hellblauen, stechenden Augen. Er blickte die Männer an der Theke an und sprach: „Stefan, Martin, das ist nicht euer Ernst, oder? Ihr wollt uns ´ne Tussi vorsetzen? Seid ihr denn verrückt geworden?“ Er wurde immer lauter, bis er fast schrie: „Was soll die schon von Fußball verstehen?“ Ich zuckte gehörig zusammen.

Einer seiner Teamkollegen stand auf, packte ihn an der Schulter, beruhigte ihn und brachte ihn dazu sich wieder zu setzen. Was er dann widerwillig tat. Stefan sah ihn an. “Jungs, ich habe alle angerufen, die derzeit ohne Verein sind: den Meinert, den Dahl, den Kettler und noch einige andere. Alle haben abgesagt. Findet euch damit ab. Ihr seid derzeit die Letzten der untersten Liga. Ihr könnt froh sein, dass euch überhaupt jemand trainiert. Tina ist gut, wirklich gut. Gebt ihr doch wenigstens eine Chance. Sie ist die einzige, die es mit euch versuchen will.“

Ja, so schlecht stand es um die Auerbacher Mannschaft. Betröppelt sahen sich die Spieler an, als Stefan erneut das Wort ergriff: „Tina, vielleicht möchtest du selbst auch noch etwas sagen?“
Wieder ruhten diese bohrenden Blicke auf mir. Nur nicht nervös machen lassen, sagte ich mir. „Ja, also, ich freue mich schon auf eine gute Zusammenarbeit und hoffe doch sehr, dass es uns gemeinsam gelingt, diesen miserablen Tabellenplatz endlich zu verlassen. Training beginnt morgen Abend wie immer um neunzehn Uhr. Ich bin ab achtzehn Uhr hier, wer früher kommen kann oder jetzt gleich noch etwas Zeit hat, mit demjenigen würde ich mich gerne noch etwas unterhalten, damit ich euch besser kennenlerne. Ach ja, und die Getränke gehen danach auf meine Rechnung, zum Einstand.“

Das ein oder andere Murmeln und einige typische Machosprüche waren zu hören. Einige der Spieler schienen ein großes Problem mit mir als Trainerin zu haben und verließen bereits demonstrativ das Vereinsheim. Okay, ganz ehrlich: nur fünf blieben. Und es waren nur welche, die mich von der Arbeit her schon kannten. Niedergeschlagen blickte ich zu Boden. Ich hatte zwar mit Misstrauen, Skepsis und Widerstand gerechnet, aber nicht in dem Ausmaß.
„Na los, Coach, setz dich zu uns“, winkte mich Manuel herbei. Auch die anderen kamen nun an diesen Tisch. Außer Manuel waren nur noch dessen Bruder Danny, Innes, der noch sehr junge Nico und der aus der Schweiz stammende Sylvain geblieben. Stefan und Martin, der zweite Vorsitzende, setzten sich zu uns.
„Der Schuss ging wohl nach hinten los“, sagte ich niedergeschlagen zu Stefan, „die werden mich niemals ernst nehmen.“
„Ach was, die beruhigen sich schon wieder“, entgegnete Danny. Ich schaute ihn an, sehr muskulös war er geworden, seit ich ihn zuletzt gesehen hatte. Auch das hellbraune Haar war anders, etwas kürzer als sonst geschnitten.
„Ich weiß nicht, ich bin da nicht so sicher“, entgegnete ich betrübt und strich mir eine lose Haarsträhne hinters Ohr.
„Aber ohne Trainer sind wir komplett aufgeschmissen. Du willst uns doch nicht etwa hängen lassen?“, erkundigte sich Sylvain und legte mir die Hand auf die Schulter. Er sah mich mit seinen ungewöhnlichen, graublauen Augen an, die mich unter seinem schwarzen Wuschelkopf heraus anstrahlten.

„Nein, das will ich nicht, aber… “

„Kein ‚Aber‘, du bleibst und es wird mit uns aufwärts gehen“, meinte Innes, der mich die ganze Zeit schon mit Blicken verfolgt hatte. „Lass dich von den andern bloß nicht verunsichern, so sind sie nun mal. Sollen sie sich erst mal an den Gedanken gewöhnen. Stefan wird schon wissen, was er tut. Und auf uns kannst du zählen, stimmt´s Jungs?“
Die anderen Jungs nickten zustimmend und Innes zwinkerte mir aufmunternd zu. Okay, dachte ich mir, zwar nur fünf Mann, aber hey, das war doch besser als gar nichts, munterte ich mich selbst auf. Sie hätten alle weg sein können …
„Danke, dass ihr hinter mir stehen wollt, echt nett von euch.“ Ich beugte mich zu meiner Tasche und nahm Notizblock und Kugelschreiber heraus.
„Okay, wir sind zwar jetzt nicht vollzählig, aber einiges könnten wir schon noch besprechen. Deshalb möchte ich jetzt gerne von euch wissen: wo seht ihr eure Stärken, eure Schwächen? Jeder für sich persönlich und als Mannschaft?“

Anfänglich noch etwas zögerlich, dann immer lebhafter, informierten sie mich über alles, was für mich als neue Trainerin interessant war. Seite um Seite füllte sich auf meinem Block. Erst als Nico auf die Uhr sah und murmelte: “Verflixt, noch vier Stunden und die Nacht ist wieder rum für mich“, sah ich auf die Uhr. Es war schon kurz vor elf.

„Oh je, doch noch ganz schön spät geworden. Dann wollen wir es jetzt dabei mal belassen. Gut, wir sehen uns dann morgen zum Training.“ Wir verabschiedeten uns voneinander und gingen hinaus.
„Coach, könntest du mich mitnehmen? Mein Auto ist kaputt und du fährst doch sowieso in meine Richtung“, wollte Innes wissen. Seinem bittenden Blick hätte ich nicht widerstehen können.

„Nur wenn du den Coach weglässt!“
„Zu spät, der hängt dir jetzt an.“

„Okay, wenn du meinst … Langer. Komm, da hinten habe ich geparkt.“ Ich deutete auf ein in der Dunkelheit nur schwer auszumachendes, schwarzes Fahrzeug vor dem Vereinsgelände. Aus den Augenwinkeln folgte ich seinem Blick. So entging mir nicht sein Erstaunen.

„Ein Calibra? Cool, ich such schon eine Weile nach einem. Du willst deinen nicht zufällig verkaufen?“
„Niemals! Du wirst weiterhin suchen müssen.“
Wir waren inzwischen am Wagen angekommen, ich hatte die Türen geöffnet und stieg ein. Innes war gerade mal mit der linken Seite richtig im Auto, als er erst noch den Sitz zurückschob.

„Sorry“, sagte er, „aber sonst wäre ich nicht reingekommen.“
„Du bist ja auch nicht gerade klein.“ Ich musterte ihn kurz.
„Wie groß eigentlich? Zwei Meter?“

„Nicht ganz, fünf Zentimeter fehlen mir dazu.“
 
Ich fuhr los, es war um diese Zeit sehr ruhig auf der Straße. Ab und an sah ich ihn kurz aus den Augenwinkeln an. Er wirkte total entspannt, so kamen seine weichen Gesichtszüge viel besser zur Geltung. Meine Güte, wenn er nicht einer meiner Spieler wäre …